Die OWASP Top 10: Ein umfassender Leitfaden für Web-Sicherheitsexperten im Jahr 2025
Die OWASP Top 10 zeigt die größten Sicherheitsrisiken für Webanwendungen, wie Broken Access Control und Injection, und bietet Entwicklern weltweit praxisnahe Tipps für mehr Sicherheit.
Ein weiterer Hackerangriff macht Schlagzeilen. Wieder wurden Kundendaten gestohlen, wieder steht ein Unternehmen vor den Scherben seiner digitalen Sicherheit. Solche Nachrichten häufen sich, und sie werfen eine zentrale Frage auf: Wie können wir unsere Webanwendungen besser schützen? Eine Antwort darauf gibt das Open Worldwide Application Security Project, kurz OWASP, mit seiner vielbeachteten Top 10-Liste der kritischsten Sicherheitsrisiken.
OWASP: Global für mehr Softwaresicherheit
Die OWASP ist eine gemeinnützige Organisation, die sich der Verbesserung der Sicherheit von Software weltweit verschrieben hat. Sie vereint Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Regierungsbehörden und Einzelpersonen, die gemeinsam an der Entwicklung frei verfügbarer Ressourcen, Methoden, Werkzeuge und Technologien arbeiten. Diese dienen dazu, das Bewusstsein für Sicherheitsrisiken zu schärfen und die Entwicklung sichererer Software zu fördern. Die OWASP Top 10 ist heute eines der bekanntesten und einflussreichsten Projekte der Organisation. Sie zielt darauf ab Empfehlungen und konkrete Handlungsempfehlungen zu geben, um Anwendungen und Systeme besser zu schützen.
Die aktuelle Top 10: Was sind die größten Bedrohungen im Jahr 2021 (und deren Relevanz für 2025)?
Obwohl die OWASP Top 10 2021 die aktuell gültige Version ist, bilden ihre Inhalte weiterhin eine wichtige Grundlage für das Verständnis der Web-Sicherheit im Jahr 2025. Viele der Risiken sind nach wie vor relevant und werden voraussichtlich auch in der kommenden Version der Liste berücksichtigt werden, wahrscheinlich jedoch in angepasster Form. Die folgenden zehn kritischen Sicherheitsrisiken wurden in der OWASP Top 10 2021 identifiziert:
- A01:2021-Broken Access Control (Fehlerhafte Zugriffskontrolle): Diese Kategorie umfasst Schwachstellen, die es Angreifern ermöglichen, Berechtigungen zu umgehen und auf Ressourcen zuzugreifen, für die sie keine Autorisierung haben. Dies kann von der einfachen Einsicht in fremde Benutzerdaten bis zur vollständigen Übernahme eines Systems reichen.
- A02:2021-Cryptographic Failures (Kryptografische Fehler):
Hier gemeint ist die unsachgemäße Implementierung oder Verwendung von Kryptografie. Schwache Algorithmen, unzureichende Schlüssellängen oder das Fehlen einer korrekten Schlüssellagerung. - A03:2021-Injection (Einschleusung):
Injection-Angriffe, wie SQL-Injection oder Cross-Site Scripting (XSS). Bösartiger Code wird in Anwendungen eingeschleust, um so beispielsweise Datenbanken zu manipulieren, Benutzerdaten zu stehlen oder die Kontrolle über den Server zu erlangen. - A04:2021-Insecure Design (Unsicheres Design):
Diese Kategorie repräsentiert Schwachstellen im Design einer Anwendung. Sie lassen sich später nur schwer beheben und können zu schwerwiegenden Sicherheitslücken führen. - A05:2021-Security Misconfiguration (Sicherheits-Fehlkonfigurationen):
Falsche Konfigurationen von Servern, Anwendungen oder Frameworks. Standardpasswörter, offene Ports oder unnötige Dienste können Angreifern den Einstieg erleichtern. - A06:2021-Vulnerable and Outdated Components (Anfällige und veraltete Komponenten):
Die Verwendung von veralteten Bibliotheken, Frameworks oder Softwarekomponenten birgt das Risiko, bekannte Schwachstellen auszunutzen. - A07:2021-Identification and Authentication Failures (Fehler bei Identifizierung und Authentifizierung):
Schwache Passwörter, fehlende Multi-Faktor-Authentifizierung oder fehlerhafte Sitzungsverwaltung ermöglichen es Angreifern, sich als legitime Benutzer auszugeben. - A08:2021-Software and Data Integrity Failures (Fehler in der Software- und Datenintegrität):
Diese Kategorie umfasst Risiken im Zusammenhang mit der Integrität von Software und Daten. - A09:2021-Security Logging and Monitoring Failures (Unzureichende Sicherheitsüberwachung und -protokollierung):
Eine unzureichende Protokollierung und Überwachung erschwert die Erkennung und Analyse von Sicherheitsvorfällen. Angriffe bleiben so unentdeckt und können erheblich größeren Schaden anrichten. - A10:2021-Server-Side Request Forgery (SSRF) (Serverseitige Anforderungsfälschung):
SSRF-Angriffe ermöglichen es Angreifern, interne Server oder Dienste über den Webserver anzusprechen, was zu unbefugtem Zugriff auf sensible Daten oder interne Systeme führen kann.
Wie entsteht die OWASP Top 10?
Die Erstellung der OWASP Top 10 basiert sowohl auf Datenanalyse als auch auf Expertenmeinungen. Dies stellt sicher, dass die Liste die realen Bedrohungen und Risiken im Bereich der Web-Sicherheit möglichst genau widerspiegelt.
- Datenerhebung und -analyse: Ein Großteil der Informationen für die OWASP Top 10 stammt aus Daten, die von Unternehmen und Organisationen weltweit bereitgestellt werden. Diese umfassen Informationen über gefundene Schwachstellen, deren Häufigkeit, Ausnutzbarkeit und potenzielle Auswirkungen.
- Community-Beitrag und Expertenmeinungen: Zusätzlich spielt der Beitrag der OWASP-Community eine entscheidende Rolle. Durch Umfragen und Diskussionen werden Expertenmeinungen und Erfahrungen eingeholt, um Risiken zu identifizieren, die aktuell noch nicht all zu weit verbreitet sind.
Stärken und Schwächen der OWASP Top 10
- Stärken:
- Breite Akzeptanz und Einfluss: Die OWASP Top 10 ist international anerkannt und weit verbreitet.
- Datenbasierter Ansatz: Die Verwendung realer Daten trägt zur Objektivität und Relevanz der Liste bei.
- Gemeinschaftlicher Beitrag: Die Einbeziehung der Community gewährleistet einen umfassenden Blick.
- Schwächen:
- Fokus auf messbare Risiken: Die Daten konzentrieren sich oft auf Schwachstellen, die mit automatisierten Tools leicht zu erkennen sind. Komplexe oder neue Angriffsvektoren werden möglicherweise nicht vollständig erfasst.
- Zeitliche Verzögerung: Die Datenerhebung und -analyse benötigen Zeit. Daher kann es eine gewisse Verzögerung geben, bis neue Trends und Bedrohungen in der Liste berücksichtigt werden.
- Subjektivität bei der Community-Befragung: Insbesondere die Kategorien basierend auf Umfragen, können subjektiven Einschätzungen unterliegen.
Ausblick auf die OWASP Top 10 2025: Erwartungen und Trends
Die kommende Version der OWASP Top 10 wird neue Erkenntnisse und Anpassungen enthalten, um den aktuellen Entwicklungen im Bereich der Web-Sicherheit gerecht zu werden. Wir vermuten folgende mögliche Trends und Veränderungen:
- Verstärkter Fokus auf API-Sicherheit: Mit der zunehmenden Verbreitung von APIs wird die Sicherheit dieser Schnittstellen weiter an Bedeutung gewinnen.
- Berücksichtigung von Cloud-spezifischen Risiken: Die Migration von Anwendungen in die Cloud bringt neue Sicherheitsherausforderungen mit sich.
- Erweiterte Betrachtung von Supply-Chain-Risiken: Auch die Sicherheit von Drittanbieterkomponenten und der gesamten Lieferkette könnte in den Fokus rücken, da Angriffe auf Abhängigkeiten und Integritätsverletzungen in der Software-Entwicklung immer häufiger werden.
Fazit: Die OWASP Top 10 als Kompass für die Web-Sicherheit
Die OWASP Top 10 ist und bleibt eine unverzichtbare Quelle für alle, die sich mit der Sicherheit von Webanwendungen beschäftigen. Sie bietet einen fundierten Überblick über die drängendsten Risiken und dient als wertvolle Grundlage für die Entwicklung und Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen.
Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass die OWASP Top 10 kein statisches Dokument, sondern ein dynamischer Projekt ist, das sich kontinuierlich weiterentwickelt, um den sich ständig verändernden Bedrohungen Rechnung zu tragen. Die Liste ist nicht als abschließende Checkliste zu verstehen, sondern vielmehr als Ausgangspunkt für eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Thema Web-Sicherheit.
Die kommenden Aktualisierungen, insbesondere die OWASP Top 10 2025, werden neue Schwerpunkte setzen und bestehende Kategorien anpassen, um den neuesten Trends und Angriffstechniken gerecht zu werden. Themen wie API-Sicherheit, Cloud-spezifische Risiken, der Einfluss von KI und Machine-Learning sowie die Sicherheit der Software-Lieferkette werden voraussichtlich eine größere Rolle spielen. Wie genau diese jedoch ausfallen, lässt sich aktuell nur vermuten.